Übersetzen würd i’s mit: Ein bisschen, ein kleines bisschen, ums Arschlecken (um Haaresbreite).
Die Wiener und Wienerinnen lieben es, Dinge ned einfach in klaren, objektiven Maßangaben zu definieren, sondern in gefühlvollen, situationsabhängigen Größenordnungen ausz’drücken. Und genau da kommen „a bissl“, „a Euzerl“ (ausgesprochen: Eizerl) und „ums Oarschleckn“ ins Spiel – Maßangaben, die zwar a Art Mengen- oder Zeitdimension haben, aber alles andere als mathematisch exakt sind.
Diese Begriffe g’hören zur Kategorie der ungenauen, aber hochpräzise empfundenen „Wiener Maßeinheiten“. Während „a bissl“ a eher großzügige, flexible Skala hat, beweg’ ma uns mit „an Euzerl“ in an viel feineren, fast mikroskopischen Bereich. „Ums Oarschleckn“ wiederum ist ka lineare Abstufung davon, sondern beschreibt an extrem knappen Abstand (ned nur im metrischen Sinn), bei dem’s buchstäblich ums sprichwörtliche Haar geht.
Und wos is jetzt wievü?
„A bissl“ is die großzügigste der drei Einheiten. Sie beschreibt a kleine, aber merkbare Abweichung. Egal, ob’s um Zeit („a bissl zu spät“), Menge („a bissl Zucker“) oder Beschreibungen („a bissl deppert“) geht – es is genug, dass es auffällt, aber ned genug, um dramatische Konsequenzen zu haben.
„A Euzerl“ ist feiner dosiert. Es bedeutet „sehr wenig“ – aber grad amal so viel, dass es doch no relevant is. A Unterschied, den man sieht, spürt oder bemerkt, aber der dennoch minimal bleibt.
„Ums Oarschleckn“ ist ka Mengen- oder Zeitangabe im klassischen Sinn, sondern beschreibt a Situation von maximaler Knappheit. Es geht ums Gefühl, etwas grad no erreicht oder verpasst zu haben – um Haaresbreite. Es ist der ultimative Begriff, der den dünnen Grat zwischen Triumph und Niederlage beschreibt – das Spiel mit dem Schicksal.
Am Beispiel „Bus versäumt“ – oder grad no so erwischt …
„A bissl“ z’spät sein heißt, der Bus is mindestens scho a paar Minuten weg. Die Haltestelle trostlos leer, keine Wartenden, nur du stehst da wie a Statist in an Film mit deprimierendem Soundtrack. Ka Zweifel – du bist ja eigentli nur „a bissl“ z’spät, trotzdem fällt des scho unter ambitioniertes Scheitern.
„A Euzerl“ z’spät sein – das is tragischer als nur „a bissl“. Weil jetz siehst den Bus no in der Ferne, wie er si gemächlich, fast spöttisch, immer weiter entfernt. Vielleicht siehst no die Rücklichter und erkennst a no das „Schert aus“ am Heck. Es is a knappes, aber unübersehbares Verpassen.
Wenn ma den Bus allerdings „ums Oarschleckn“ verpasst hat, dann is das die Königsklasse der Frustration. Du sprintest zur Haltestelle, hast den Bus quasi in Reichweite, streckst vielleicht sogar scho dei Hand aus – aber dann: Pffft! Die Tür geht zu, der Fahrer tut, als hätt er di ned g’segn, und weg isser. An Moment lang packst es no ned, aber dann folgt die pure Verzweiflung, und du denkst dir: „Geh bitte, ums Oarschleckn!!!“
Ma darf nur ja ned vergess’n, dass „ums Oarschleckn“ auch in die and’re Richtung funktioniert. Nämli dann, wenn ma si grad no in den Bus reinzwängt hat: Die Türen schnappen hinter dir zu, du keuchst wie a Dampflok, und der Fahrer schaut di g’nervt über sein’ Rückspiegel an. Das is ka normales „I hab den Bus erwischt“, das is a Hollywood-Blockbuster-Kino-Moment – das is Adrenalin, das is Drama, das is Wiener Hochleistungssport!
Exaktheit? In Wien? Jo eh 😉
Daher: Während „a Euzerl“ sowas wie a kleinere Version von „a bissl“ is, spielt „ums Oarschleckn“ in ana andern Liga: Es bezeichnet ka absolute Menge, Zeit oder Größe, sondern a emotionale Einheit, die das Missgeschick in seiner bittersten oder den Erfolg in seiner großartigsten Form beschreibt.
Ma kann sagen, dass diese Angaben alles andere san als mathematische Größen, sondern eher sowas wie g’fühlte Maßeinheiten – und genau das macht s’ wahrscheinli so charmant. Weil: Wer braucht scho penibelste Exaktheit, wenn’s ums Wienerische Lebensg’fühl geht?
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